Interview mit Christof Breidenich – Teil Zwei

Würdest du dich als Künstler bezeichnen?

Diese Frage stellt sich mir nicht. Im postmodernen Sinne kann man ja nur denjenigen als Künstler*in bezeichnen, der oder die mit oder im Kunstsystem arbeitet. Also zusammen mit Galerien, Ausstellungen, Kunstmessen, Museen, etc. assoziiert ist und darüber seine Arbeit kommuniziert und publiziert. Das mache ich nicht.

Welche Personen haben besonders viel Einfluss auf dich (gehabt)?

Natürlich meine Lehrer Siegfried Ijewski (Ende der 80er Jahre), Michael Badura (Anfang der 90er) und bis heute der fulminante Bazon Brock  An Werk und Wirkung von Brock arbeite ich mich seit über 25 Jahren ab. Desweiteren sind es aber auch Arbeiten von Personen, Strömungen und Gruppen aus den unterschiedlichsten künstlerischen und kulturellen Traditionen, wie z.B. aus Theater und Performance (Gob Squad, Christoph Schlingensief, das Kölner Projekt Raum 13), aus Literatur (Thomas Bernhard, Heinrich Böll, Heiner Müller) aus der Kulturgeschichte (romanische Kirchen in Köln, Palladianische Villen, vormoderne Malerei des 19. Jahrhunderts) und besonders aus der Musik. Dort ist es ja so, dass neben den auditiven Ästhetik das Visuelle (z.B. bei Selbstdarstellung von Protagonisten aber auch bei Albumcovern) meist eine enorme Rolle spielt. Vorbilder sind dort die Minimal Musik aber auch die Ästhetik des Labels Raster Noton.

Was war bisher dein verrücktestes/einprägsamstes Projekt?

Am verrücktesten war sicherlich das Performance- und Theaterprojekt Fatzer usw., welches ich mit einem multidisziplinärem Team 2011 konzipiert und aufgeführt habe. http://breidenich.de/2011/06/fatzer-usw-theaterperformance-nach-bertolt-brecht/

Was hat es mit dem Pixel Painting auf sich?

Pixel Painting ist eine Performance Reihe für Unternehmen und Organisationen, die wir seit 20 Jahren anbieten: http://pixel-painting.de/
Das Basis-Konzept – von welchem es viele Varianten gibt – besteht aus einer Live Malerei, die vor den Augen der Betrachter entsteht und anschließend in Teile (Pixel) zerlegt wird, so dass jeder Gast ein Teil der Malerei erhält. Pixel Painting erzählt beispielsweise eine Unternehmensbotschaft in einer außergewöhnlichen Bildsprache. Während einer Veranstaltung entwickelt sich die Leinwand zum Spiegelbild des Erlebten. Die Gemälde entstehen nach Absprache mit dem Auftraggeber. Unternehmensziele, Tagungsinhalte, Kongressthemen und Commitments werden in die Bildsprache von Pixel Paintings übersetzt. Wir haben bei über 350 Veranstaltungen und über 90.000 Einzelleinwänden erfahren, dass Bilder zu Kernaussagen, besonders wenn sie gemalt werden, im Gedächtnis des Rezipienten besser abrufbar und rekonstruierbar sind.

Weshalb nehmen Rahmen oder das Thema des (Ein-)Rahmens in deinen Werken einen besonderen Stellenwert ein?

Seit Menschen mit Bilder operieren und diese mit Bedetungen und Werten belegen können, wird das entscheidende Wesensmerkmal von Bildern – nämlich ihre Modellhaftigkeit – nahezu wichtigster Bestandteil aller Kulturen und Zivilisationen. Bilder sind gerade deswegen so mächtig, weil ihr Modellcharakter sie als kontrafaktische Werteträger im Gegensatz zur Faktizität der Unmittelbarkeit der Natur ausweist. Erst aufgrund dessen, dass Menschen in der Lage sind, ihr Leben und ihre Spiritualität an Modellen auszurichten, kann Kultur überhaupt entstehen. Der Bilderrahmen zeichnet die materielle und geistige Trennlinie zwischen der Modellhaftigkeit des Bildinhaltes und der Faktizität des Äußeren aus. Somit lässt der Rahmen das Bild zu dem werden, was es eigentlich ist. Nach einer langen Kultur des opulenten Rahmens seit der Renaissance sind die Rahmen in der Postmoderne weitgehend verschwunden. Der White Cube des Ausstellungsraumes übernahm die Umrahmung der Werke an deren Stelle. Da ich in meinen Bildern immer den Selbstbezug des Bildes als Bild thematisiere, ist der Rahmen unausweichlich ein Hauptakteur in meinem Bildprogramm. Der Inhalt meiner Bilder ist ja meistens auf das Minimalste reduziert. Anhand des Rahmens erkennt man dann aber dennoch, dass es sich um Bilder handelt.
Hier geht's zum ersten Teil des Interviews oder lesen sie das Portrait von Christof.