Interview mit Larissa Reuter – Teil Eins

In unserem Interview mit Larissa, der Gründerin des Berliner Labels HETTI. wollen wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und damit die Person die hinter dem Kissen David steht ein bisschen besser kennenlernen. An dieser Stelle noch einmal vielen herzlichen Dank an Larissa für die tollen Antworten, die uns ein wenig an deinem Alltag teilhaben lassen. In diesem ersten Teil drehen sich die Fragen um Larissas Arbeitsalltag und die Entstehungsgeschichte ihres Labels. Viel Vergnügen beim Lesen!

Wie bist du darauf gekommen dem Reißverschluss eine solche Aufmerksamkeit zu schenken?

Der Ursprung der farblich kontrastierenden Reißverschlüsse geht schon auf die Geburtsstunde meines Labels HETTI. zurück. Während meines Studiums habe ich einen Nähkurs belegt, um zu lernen, wie ich mein Lieblingswohnaccessoire Kissen selbst nähen kann. Da ich nicht ausreichend Reißverschlüsse mitgebracht hatte, haben mir andere Kursteilnehmer ausgeholfen. Die neuen Reißverschlüsse trafen nicht mehr genau die Farben meiner Stoffe, also fing ich an die Kombis neu zusammenzusetzen, so dass sich Stoff und Reißverschluss in der Farbe unterschieden und dennoch gut zusammen passten. Ich stellte fest, was für ein schöner Effekt so ein farblich hervorgehobener Reißverschluss sein kann und beschloss, dieses Element zum Leitmotiv meines Designs zu machen. Heute fungiert der Reißverschluss wie ein Schmuckstück. Er ist ein raffiniertes Detail, das man je nach Positionierung des Kissens zur Schau stellen oder verdecken kann, so dass es erst auf den zweiten Blick sichtbar wird. Es macht etwas so schlichtes und einfaches wie ein Kissen zu etwas Besonderem. Selbst wenn der Kunde eher neutrale Farben für sein Kissen wählt, kann ein farbiger Reißverschluss ein bewusster Farbakzent sein und das ganze Interieur positiv beeinflussen.

Welche Rolle spielt dein Studium in Kunstgeschichte für HETTI. Berlin?

Ich denke mein Studium hat den ästhetischen Grundstein für HETTI. gelegt. Es prägte und schulte mein Gefühl für das Zusammenspiel unterschiedlicher Farben, harmonischer Proportionen und Texturen. Auch wenn mein Arbeitsalltag inhaltlich nicht mehr so viel mit der Kunstgeschichte zu tun hat, schöpfe ich viel Kraft und Inspiration für meine Arbeit aus meiner Leidenschaft für Kunst. Ich liebe es in Museen und Galerien zu gehen und mich von Kunstwerken inspirieren zu lassen. Außerdem spiegelt sich meine Liebe zur Kunst auch in den Namen meiner Produkte wieder. So sind meine Kissen zumeist nach prägenden Figuren der Kunstgeschichte benannt, wie Malern und Malerinnen, Architekten und Architektinnen, Fotografen und Fotografinnen, Bildhauern und Bildhauerinnen sowie deren Musen.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei dir im Atelier aus?

Jeden Morgen starte ich mit einem Kaffee und einem Blick in meine liebste Einrichtungszeitschrift – diese kleine Routine für einen entspannten Start in den Tag ist mir sehr wichtig. Danach beantworte ich Emails wie Kundenanfragen oder Korrespondenz mit Kooperationspartnern, Presse oder Lieferanten. Am Nahmittag nähe ich Bestellungen, die verpackt und Abends zur Post gebracht werden. Zwischendrin gehe ich immer wieder von meinem Atelier nach vorne in unseren kleinen Laden um Kunden zu beraten und individuelle Kissenkombinationen mit ihnen zu besprechen. So sehr ich den Kontakt mit meinen Kunden, die Beratung und das Handwerk an sich schätze, meine Lieblingstage sind jedoch die Design-Tage, an denen ich mir Zeit nehme neue Kissenmodelle zu entwerfen und einfach ganz nach Gefühl drauf los zu nähen. Willkommene Ablenkungen vom Tagesgeschäft sind dabei die Gespräche mit meinen Co-Workern und unsere Kaffeepausen auf der Bank vor unserem Laden. Der Arbeitsalltag eines Selbständigen kann bekanntlich sehr einsam sein, deswegen teile ich mein Ladengeschäft mit drei anderen Kreativen. Jeder von uns arbeitet an seinen eigenen Produkten, wir führen gemeinsam den Laden und trinken viel Kaffee miteinander ;). Persönlicher und kreativer Austausch im Arbeitsalltag ist mir sehr wichtig und bereichert mich sehr.

Was ist das Beste an deiner Arbeit?

Neben dem eigentlichen Designprozess, ist es der kreative Austausch mit Menschen, der mir am meisten Freude bereitet. Die Beratung und Umsetzung von Kundenwünschen und zu überlegen welche Farb- und Stoffkombinationen am besten ins jeweilige Zuhause passen, macht mir sehr viel Spaß. Wenn man dann sieht, wie sehr sich jemand über sein neues Kissenensemble freut, ist das der schönste Lohn. Oft bekomme ich Fotos von Kunden die mir zeigen wollen, wie sie ihre neuen HETTI. Kissen Zuhause drapiert haben. Das freut mich immer sehr und macht mich stolz. Außerdem liebe ich den haptischen Teil meiner Arbeit. Die Textur von Stoffen und deren Verarbeitung mit meinen Händen sind für mich sehr befriedigend.

Was ist die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung ist wohl, mit einem sehr kleinen Team allen Anforderungen eines Business nachzukommen. Hinter dem was man vordergründig sieht, steckt ja viel mehr als nur Design, Kundenbetreuung und Handwerk. Ich bin alles andere als eine geborene Betriebswirtschafterin und musste mir viele Dinge die zur Führung eines kleinen Business gehören sehr mühselig aneignen. Ich lerne jeden Tag dazu und wäre dennoch ohne die Hilfe meines Partners, meiner Mitarbeiterin und meiner Freunde nicht da wo ich heute bin.

Wer sind deine Traumkunden?

Leute die wissen was sie wollen und eine klare Vorstellung haben, sind Kunden, die mich sowohl fordern, aber auch viel Freude bedeuten. Ich liebe es Kombinationsvorschläge zu machen und zu experimentieren und zu versuchen genau den Wunsch des Kunden im HETTI. Design abzubilden.
Schwierig wird es dann, wenn Kunden gar keine Richtung vorgeben oder ähnlich begeisterungsfähig sind wie ich und vor lauter Auswahl keine Entscheidung treffen können. Das dauert im Zweifel ein bisschen länger, aber es macht genauso viel Spaß, sich gemeinsam einer Auswahl anzunähern. Mein Traum wäre es, über eine Wohnung hinaus, ein ganzes Hotel mit meinen Kissen auszustatten.